Der längste, strahlendste Tag
Fast alle Protagonisten dieses Erzählbandes sind Männer und Jungen, die ein hartes entbehrungsreiches Leben führen. So gerät z.B. ein Farmer mit seinen Beinen in eine Erntemaschine - die Beine werden langsam „zu Brei zerquetscht“. Ein sadistischer alter Wildhüter kann Mensch und Tier nicht unterscheiden und bestückt seine Tierfallen mit lebenden Krähen. Oder die zu Herzen gehende Geschichte von Snorri & Frosti, zwei alten unzertrennlichen Brüdern, die doch getrennt werden. In kurzen parataktischen Sätzen beschreibt der Autor (zul. "Der perfekte Kreis", BP/mp 22/161) die oft grausame Realität, in der es meist ums nackte Überleben geht. Es handelt sich zum Teil um sehr schockierende Geschichten, die jedoch verbunden sind mit schönen Beschreibungen der erbarmungslosen Natur: „Eine Sonne, die keine Wärme verströmte. Eine Sonne, die keinen Trost spendete. Sie war eine schimmernde Schönheit, wie eine erkaltende Quecksilberpfütze auf dem Boden eines Schmelzofens …“ - Harte Stories, nichts für empfindsame Gemüter, jedoch in einer großartigen Sprache geschrieben.
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Der längste, strahlendste Tag
Benjamin Myers ; aus dem Englischen von Ulrike Wasel und [einem weiteren]
DuMont (2022)
267 Seiten
fest geb.