Den Kreislauf des Scheiterns durchbrechen
Der Jesuit Klaus Mertes, der 2010 durch seinen Brief die Aufklärung des Missbrauchs im Bereich der katholischen Kirche angestoßen hat, nimmt auch in diesem kleinen Büchlein keine Rücksicht auf den kirchlichen Mainstream: Gerechtigkeit für die
Betroffenen kommt für ihn vor den letztlich aus egoistischen Motiven unternommenen Versuchen der Rückgewinnung von Glaubwürdigkeit seitens der Institution Kirche. Immer wieder spricht er davon, dass "der Notenschlüssel falsch gesetzt sei." "Der Kreislauf des Scheiterns" (Seite 7) hört seiner Auffassung nach erst auf, wenn es der Kirche nicht mehr vorrangig um Glaubwürdigkeit geht. Die Einrichtung von vollständig unabhängigen Kommissionen zur Aufarbeitung sind für ihn eine Maßnahme, die unbedingt umgesetzt werden muss. Dies könne allerdings nur gelingen, wenn Bischöfe und Ordensobere bereit seien, Macht und Kontrolle über das Verfahren abzugeben. Der Jesuit plädiert zudem für eine Änderung des Kirchenrechts, die es allen Betroffenen ermöglicht, als Nebenkläger aufzutreten. Diese Möglichkeit existiert derzeit nicht. - Alles in allem ein wichtiges Buch, das schnell und gut zu lesen ist und dem eine weite Verbreitung zu wünschen ist.
Markus John
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Den Kreislauf des Scheiterns durchbrechen
Klaus Mertes
Patmos Verlag (2021)
79 Seiten
fest geb.