Macht
Wenig ist dran an diesem Roman, der ein gruseliges Zukunftsbild einer ökomilitanten, sektiererischen Gesundheitsdiktatur entwirft. Dürftig ist die Rahmenhandlung: ein Hamburger Klassentreffen im Jahr 2031, der Erzähler ein unerträglicher Lackaffe, der seine Frau, eine ehemalige Ministerin, in einem Keller foltert und seine Mitwelt mit frauen- und technikfeindlichen Sprüchen nervt. Für eine Satire fehlt dem Buch der Biss, als Utopie ist es zu simpel und vorurteilsbelastet (die Menschen haben Ego-Smarts, schlucken verjüngende und krebserzeugende "Ephebos", der Klimawandel beschert stahlblaue Dauerhitze). Die Handlung zerfasert in Wiederholungsfäden (auch die Geliebte des Erzählers landet im Folterkeller), wird künstlich durch Gegenmacht- und Rachephantasien befeuert (die Ehefrau kommt frei), und am Ende weiß man nicht so recht, worauf das Ganze hinauslaufen soll; vielleicht, folgt man dem Kritiker Georg Diez, auf den "antiaufklärerischen Untergangsschauer eines Juste Milieus, das sich in der eigenen Aufwallung gefällt." Keine gute Lektüre, abgeraten!
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Macht
Karen Duve
Galiani (2016)
413 S.
fest geb.