Die Entdeckung des Selbst
Mutig spannt der Schriftsteller Eberhard Rathgeb die Philosophie dreier schwieriger Männer zu einer gut lesbaren Darstellung zusammen. Ansatzpunkt ist ihre ausführliche Beschäftigung mit dem Selbst, das heute eher Gegenstand der Psychologen geworden ist. Rathgeb setzt dabei auf die bewährte Methode, Lebensbeschreibung und philosophischen Ansatz zu vereinen. Ausgangspunkt bei allen dreien zu Beschäftigung mit Philosophie ist ein ausgeprägtes Verlangen nach Selbsterkundung und Selbstbehauptung, was Schopenhauers Leitspruch "Werde, der du bist" gut einfängt. Das Selbst sei bei den dreien ein Gefühl, eine Beziehung, ein Drang gewesen. Die zentralen philosophischen Grundideen werden jeweils ausführlich und mit vielen Zitaten vorgestellt; manchmal wünscht man sich freilich etwas mehr Systematik und Überblick. Der jeweilige Charakter des Philosophen tritt aber erfreulich klar hervor. Der Autor stellt sie - gelegentlich leicht spöttisch - auch mit ihren menschlichen Schwächen und somit auf jeden Fall unterhaltsam vor. Von den acht Kapiteln dieses Buches enttäuscht nur eines, das mit der Überschrift "Probleme mit den Frauen" Erwartungen weckt, aber ganz im Allgemeinen stecken bleibt. Eine Gesamtschau der drei Philosophen und ihrer Wirkungsgeschichte im Schlusskapitel rundet diesen Gang durch einen Abschnitt der Philosophiegeschichte ab. Literatur- und Personenverzeichnis sowie Anmerkungen ergänzen diese lesenswerte Darstellung.
Bernhard Grabmeyer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Entdeckung des Selbst
Eberhard Rathgeb
Blessing Verlag (2022)
319 Seiten
fest geb.