Zu oft umsonst gelächelt

Botho Strauß ist der Dichter der Paare und Passanten. Seit den 1970er Jahren erzählt er vom Unbehagen und der Attraktion der Geschlechter, von Beziehungstrümmern, Liebesfluchten, sachlichen Romanzen und Stunden vorübergehender Empfindungen. Auch der neue Band führt in die Irrgärten der Liebe. Ein alternder Romancier begegnet auf seinen Wanderungen, die, je nachdem, die Rolle von Erinnerungen oder Moritaten spielen, Paaren im Stadium der Verliebtheit, des Anfangs einer Beziehung. Was passiert da gerade, wie geht es weiter, und was wird am Ende zwischen Mann und Frau werden? Aus Erfahrung, mit unaufdringlicher Weisheit, leiser Ironie und auch etwas Melancholie werden Geschichten vom Entstehen und Vergehen der Liebe, von Ehebruchstücken und Paarfragmenten mitgeteilt. Botho Strauß versteht es, vom Unterschied zwischen zuvorkommender und entgegenkommender Liebe zu erzählen, von der "Verglimpflichungstechnik" einer verlassenen Frau, von kaltblütiger und zu warmherziger Liebe, von Frauen, die auch in der Lust nie ganz zu erobern sind, und von Männern, die Neugier mehr als Gier an ihre Liebste bindet. "Zu oft umsonst gelächelt", das ist aber nicht nur ein Ratschlag, das Hormongestöber frisch Verliebter zu relativieren, sondern auch eine Hoffnung auf die Wiederholbarkeit jeder Liebe. Denn mag jede Liebe zwischen Mann und Frau auch einmal zu Ende gehen, so kann sie doch wiederhergestellt werden, vielleicht am Ende der Zeit. Hier - am Schluss des Buches - stellt sich der Erzähler auf die Seite der jüdischen Eschatologie. Er glaubt an die Wiederherstellung von allem, was in der Theologie Apokatastasis und in der Aufklärung Glück, "pursuit of happiness" heißt. Nachdenkliche Geschichten von Glück und Scheitern neuer Lieben, sehr empfehlenswert.