Elisa oder Die Nacht der Wünsche
Elisa, die Frau des Weihnachtsmannes, beobachtet mit dem Fernrohr einen dunkelhäutigen Jungen, der sich einen Tretroller wünscht. Es gelingt ihr nicht, ihren Ehemann in Marsch zu setzen. Denn der Weihnachtsmann sitzt breit und bräsig in seinem Lehnstuhl; seine Arbeit hat er seit Jahren immer mehr eingeschränkt. Bereiste er früher noch alle Weltgegenden, um Kindern eine Freude zu machen, beschränkt er sich immer mehr, seit ihm zwei Herren das rote Gewand schenkten und ihm dazu ein sauersüß schmeckendes Getränk anboten. Elisa packt entschlossen das bekannte Kleidungsstück des Weihnachtsmanns und erfüllt dem Buben seinen Herzenswunsch. - Unschwer ist zu erkennen, dass Autor Rafik Schami das von Coca-Cola entwickelte Bild des Weihnachtsmannes vor Augen hat. Für ihn ist der rotgewandete Schlittenführer das Symbol für gewandelte Weihnachtssitten, wie es im Text explizit ausgeführt ist, mit den Bildern, auf denen Kinder nur mehr Verpackungen aufreißen und den Inhalt kaum mehr beachten und wertschätzen. Der optische Gegenpol ist gleich die erste Bildseite von Illustratorin Gerda Raidt. Der Betrachter blickt aus einem hell erleuchteten und weihnachtlich dekoriertem Schaufenster auf eine dunkle Straße mit grauen Gestalten. Im Vordergrund steht der afrikanische Junge mit sehnsuchtsvollem Blick. Das Buch berührt sicherlich die Kinder, Erwachsene dürfte es nachdenklich stimmen. Für alle Büchereien empfehlenswert!
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Elisa oder Die Nacht der Wünsche
Rafik Schami ; mit Bildern von Gerda Raidt
Carl Hanser Verlag (2019)
[40] Seiten
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 3