Löwenherz
Richard Helfer ist fünf Jahre alt, als seine Mutter stirbt und er zu Tante und Onkel kommt. Seine drei Schwestern wachsen bei einer anderen Tante auf. Die zweitälteste Schwester Monika fühlt sich zeitlebens für den verlassenen Bruder verantwortlich. Er macht eine Ausbildung zum Schriftsetzer und weigert sich, erwachsen zu werden. Fabulierend verzaubert und verstört er seine Mitmenschen. Während des deutschen Herbstes Ende der 70er Jahre läuft ihm eine Promenadenmischung zu und weicht fortan nicht von seiner Seite. Als er in einem Baggerloch in der Nähe des Bodensees fast ertrinkt, rettet ihn eine junge Frau. Die exzentrische Kitti hat ein kleines Mädchen, das sie „Putzi“ nennt, und ist hochschwanger. Sie lässt Putzi auf unbestimmte Zeit bei Richard. Der weltfremde Mann und das kleine Mädchen kommen gut miteinander aus; das Kind gibt ihm Stabilität und Halt. Richard freundet sich mit der Anwältin Tanja an und die beiden heiraten. Tanja überlegt, eine Adoption in die Wege zu leiten. Doch die Katastrophe nimmt bereits Fahrt auf, als der geliebte Hund im Wald von einem Jäger erschossen wird. - Die Schriftstellerin Monika Helfer nähert sich in ihrem dritten autofiktionalen Familienroman (zul. "Vati", BP/mp 21/424) ihrem Bruder Richard. Ihr liebevolles Porträt fragt nach Zusammenhalt und Toleranz. Sie lässt die Lesenden darüber nachdenken, wie die Herkunftsfamilie sie prägt. Empfehlenswert, auch ohne die Vorgängerbände.
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Löwenherz
Monika Helfer
Hanser (2022)
190 Seiten
fest geb.