Die Regeln des Spiels
Die 15-jährige May erbettelt sich von ihrem Vater Ray die Zusage, Karten für ein Konzert der Jackson5 zu besorgen. Dafür muss der Möbelhändler, nach Jahren ohne kriminelle Aktivitäten im Harlem der 1970er Jahre, alte Szenekontakte aktivieren und landet so intensiver als zuvor im Milieu von Diebstählen, Prostitution, Versicherungsbetrug und Gewalt. Pepper, einer seiner Partner, der schon mit seinem Vater tätig war, unterstützt ihn in zahlreichen Aktivitäten: Zahn um Zahn, Hauptsache das Geschäft läuft. Und darin ist auch Rays Frau Elizabeth verwickelt, als sie den Wahlkampf für einen Schulfreund organisiert. Als zentraler politischer Strippenzieher im Hintergrund der kriminellen Szene stirbt er bei einer Racheaktion von Ray und Pepper. - Die Fortsetzung des mit dem Pulitzerpreis ausgezeichneten Romans "Harlem Shuffle" (BP/mp 21/996) beeindruckt und bedrückt durch detailreiche Schilderung von Kriminalität, Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung und Missachtung innerhalb der community. Die Vater-/Tochterangelegenheit des Kartenbesorgens wird nicht ausgearbeitet und ist nach Teil 1 des dreiteiligen Romans erledigt. Danach folgen über 200 Seiten unreflektierte Kriminalität, für die der Verlag um Verständnis wirbt, dass sie "historisch getreu [im Sprachgebrauch der 70er Jahre] wiedergegeben" werden. - Kein Muss.
Rolf Pitsch
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Regeln des Spiels
Colson Whitehead ; aus dem Englischen von Nikolaus Stingl
Hanser (2023)
382 Seiten
fest geb.