Teresa von Ávila
Ist Teresas Lebensform noch ein Vorbild für heute? Alois Prinz legt hier keine distanzierte Biographie der Heiligen vor, sondern eine Suche nach Berührungspunkten, die für unser Leben wichtig sein können. Ihre Leiden und Freuden, ihre Aktivitäten
als Ordensgründerin, Ratgeberin und Schriftstellerin werden lebendig erzählt, und wären da nicht die gut beschriebenen Lebensumstände des 16. Jh., so könnte sie fast als eine Person der Gegenwart gelten. Auch in ihrer Gottesbeziehung versucht Prinz einen zeitlosen und damit auch aktuellen Kern herauszuarbeiten, ganz ohne den Anspruch, ihre mystischen Tiefen auszuloten (vgl. das recht oberflächlich gehaltene Kapitel über die "Siebte Wohnung"). Dabei überspannt Prinz jedoch den Bogen, wenn er ihre Visionen als Krankheitssymptome deutet. Hier wird Teresas Erfahrung der Gottesfreundschaft nicht ernst genug genommen, die Gott als ein handelndes Subjekt voraussetzt, das auch Charismen verleihen kann, die uns heute fremd anmuten. Dennoch, Prinz' Buch ist eine wertvolle Hilfe, um anlässlich Teresas' 500. Geburtstag 2015 eine Brücke zu ihr auch für jene zu schlagen, denen karmelitische Spiritualität oder die Frömmigkeitsformen der frühen Neuzeit und Mystik fremd sind.
Richard Niedermeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Teresa von Ávila
Alois Prinz
Insel-Verl. (2014)
265, [8] S. : Ill. (überw. farb.), Kt.
fest geb.