Henry persönlich
Was treibt einen Mann mit Mitte 70 um? Mit genauer Beobachtungsgabe beschreibt O'Nan ein Jahr im Leben seines Protagonisten Henry Maxwell. Nach "Emily, allein" (BP/mp 12/389) widmet er nun ihrem Ehemann ein ganzes Buch. Der rüstige Rentner werkelt gerne in Haus und Garten. Jeden Sonntag geht das Ehepaar gemeinsam in die Kirche und nimmt nach Kräften noch am Gemeindeleben teil. Sie feiern Ostern, den US-amerikanischen Unabhängigkeitstag, das Erntedankfest und Weihnachten. Den Sommer verbringt die Familie mit Kindern und Enkeln in ihrem Sommerhaus in Chautauqua, in der Nähe der kanadischen Grenze. Henry erinnert sich oft an seine Kindheit, an den Krieg und die erste Liebe. Sein Leben mit Emily läuft in ruhigen Bahnen, manchmal vermisst er die ungestümen Gefühle der Jugend. Doch trotz der Einschränkungen, die das Alter mit sich bringt, ist er zufrieden mit seinem Leben. Als sein Hausarzt stirbt, beginnt er sich zu fragen, was von ihm bleibt und woran man sich später erinnern wird. - O'Nan ist ein Meister der Darstellung des Alltäglichen, sein Erzählton ist leise und mitunter humorvoll. Für Leser, die einen ruhigen Erzählfluss schätzen.
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Henry persönlich
Stewart O'Nan ; aus dem Englischen von Thomas Gunkel
Rowohlt (2019)
478 Seiten
fest geb.