Ich ist ein anderer

Seit der Kindheit ist Malen Asles Lebensinhalt. Nachdem er seine neuesten Gemälde beim Galeristen abgeliefert hat, stellt er verwundert fest, dass sein Drang zum Malen auf einmal weg ist. Er denkt an sein Leben zurück und sieht vor sich den 16-jährigen Ich ist ein anderer Asle, wie er in eine eigene Wohnung zieht, um auf ein Gymnasium zu gehen und sich so für die Kunstschule zu qualifizieren. Er lernt seine zukünftige Frau Ales und seinen Namensvetter Asle kennen, beide ebenfalls angehende Künstler. Durch Ales findet Asle zu einem mystisch geprägten Katholizismus. Nach ihrem verfrühten Tod führt er weiterhin Zwiegespräche mit ihr. Für etwas Bodenhaftung und Leichtigkeit im Leben des vereinsamten Künstlers sorgt sein Nachbar Åsleik. Er versucht wie jedes Jahr Asle zu überreden, Weihnachten zusammen mit ihm und seiner Schwester Guro zu feiern. - Wie im ersten Band der Trilogie („Der andere Name“, Heptalogie I-II, BP/mp 20/135) umfasst die Rahmenhandlung nur einen Tag. Galten die Rückblicke im ersten Teil Asles Kindheit, ist jetzt seine prägende Ablösung vom Elternhaus an der Reihe. Wer schon von Jon Fosses gewundener Erzählweise ohne Punkt und mit vielen Wiederholungen und Zeitsprüngen in den Bann gezogen worden ist, wird nicht enttäuscht. Mit erstaunlicher Leichtigkeit springt Fosse zwischen alltäglichen Szenen und spirituellen Erlebnissen an der Schnittstelle von Kunst und Glaube. Dieses Werk, belohnt mit dem wichtigsten norwegischen Literaturpreis, dem Brage-Preis, entwickelt einen ungemeinen Sog, der die Leser/-innen nach dem abschließenden dritten Band sehnen lässt.

Maria Holgersson

Maria Holgersson

rezensiert für den Borromäusverein.

Ich ist ein anderer

Ich ist ein anderer

Jon Fosse ; aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel
Rowohlt (2022)

365 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 609081
ISBN 978-3-498-02142-9
9783498021429
ca. 32,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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