Das Böse
Bei dem Versuch, dem Wesen des Bösen näherzukommen, ziehen die Autoren (- schade, dass der Leser im Unklaren darüber gelassen wird, was von Notker Wolf und was von Leo G. Linder stammt -) die antike Mythologie mit der Vorstellung vom Neid der Götter und der Büchse der Pandora ebenso heran wie die biblische Geschichte mit dem Sündenfall von Adam und Eva und Kains Brudermord. Sie behandeln die Rolle des Teufels im Christentum und führen einprägsame Beispiele aus dem Alltag an. Sie berichten von der Sicht des Bösen bei Thomas v. Aquin, Rousseau und Nietzsche. Ausführlich behandeln sie die Entwicklung der Vorstellung von den Todsünden, stellen fest, dass es sich dabei weder um Tod noch Sünden handelt, sondern um Persönlichkeitsstörungen. Sie beklagen die Abschaffung der geschichtlichen Dimension in der Gegenwart und stellen die wichtigsten Fehlhaltungen unserer Zeit heraus, zum Beispiel Machtgier, Habsucht, Narzissmus, Hybris und Ungeduld. Auch dazu sind einprägsame aktuelle Vorfälle geboten. Das Buch regt zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Bösen an, setzt aber anspruchsvolle Leser voraus. Ab mittleren Beständen geeignet.
Hans Niedermayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Das Böse
Notker Wolf ; Leo G. Linder
Gütersloher Verl.-Haus (2014)
253 S.
fest geb.