Was ich liebe - und was nicht
Hanns-Josef Ortheil erzählt zu Beginn, dass er bei der Lektüre von Roland Barthes Buch "Über mich selbst" begann, über seine persönlichen Vorlieben nachzudenken und sich dazu Notizen zu machen. Als weiteres Vorbild nennt er das "Kopfkissenbuch" der japanischen Hofdame Sei Shonagon. So besteht auch das Buch seiner Vorlieben aus einem bunten Kaleidoskop von Berichten, Listen, Dialogen und Bekenntnissen aus unterschiedlichen Rollen und Lebensaltern. Anfangs sind es tatsächlich Aufzählungen von Dingen, die er liebt oder eben nicht. Interessanter wird es, wenn es um literarische Fragen geht. So macht er Vorschläge für gute Liebesszenen, inklusive Autoren, für welche sich die Stoffe eignen. Oder er macht Tagebuch-Übungen im Andy-Warhol-Ton und schreibt fingierte E-Mails und Liebesbriefe, die ihn als großen Humoristen auszeichnen. Anrührend ist sein Bekenntnis, wie er sich das Kino als Rückzugsraum erobert hat, als seine Pianistenkarriere gescheitert war, oder wie er sich als Kind beim Gang durch ein Gotteshaus zunächst die Architektur aneignete, um dann im persönlichen Gebet zu einem Abschluss zu kommen. - Ortheils autobiografische Bekenntnisse sind für alle Büchereien bestens geeignet.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Was ich liebe - und was nicht
Hanns-Josef Ortheil
Luchterhand (2016)
363 S.
fest geb.