Der Sandkasten

Der Moderator der meistgehörten bundesdeutschen Radiosendung "Magazin am Morgen" steckt Ende 2020 in einer familiären, beruflichen und persönlichen Lebenskrise. Persönlich entdeckt der seit Jahren in Berlin Lebende die Relevanz seiner kleinbürgerlichen Der Sandkasten Herkunft und familiär gesteht er sich ein, dass sein Zugeständnis zur Eheschließung mit einer Lehrerin wegen der Erwartung des gemeinsamen Kindes nie tragfähig war und er sich der pubertierenden Tochter nicht stellen will. Beruflich hat er sich als scheinbar meinungsloser, harter Fragensteller einen Namen gemacht, in der Coronapandemie werden ihm Einseitigkeiten zugunsten der Leugner und rechter politischer Kräfte nachgesagt, die ihn im öffentlich-rechtlichen Rundfunksystem rasch seine Positionen kosten können. Wie ein letztes Aufbäumen kommen da eine wachsende Vertraulichkeit mit einer Bundespolitikerin und die Aussicht, Pressesprecher einer Bundespartei mit deutlich höherem Gehalt werden zu können, in den Blick. Statt dem in ihn gesetzten Vertrauen gerecht zu werden, übersieht er deutliche Warnhinweise seines Vorgesetzten, konfrontiert den Bundesgesundheitsminister mit ungeprüften, kompromittierenden Vorwürfen und schießt sich so selbst ins Aus. - Der Bericht über 24 Stunden im Berliner Politik- und Mediensandkasten, gut und flott geschrieben, suggeriert die Machtposition eines einzelnen Journalisten, die der Wirklichkeit nicht entspricht und den Auftrag der Medien, Wirklichkeit widerzuspiegeln, in einem unübersichtlichen Pandemiekontext konterkariert. Verzichtbar.

Rolf Pitsch

Rolf Pitsch

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Sandkasten

Der Sandkasten

Christoph Peters
Luchterhand (2022)

250 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 751267
ISBN 978-3-630-87477-7
9783630874777
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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