Krähen im Park
Peters wählt den geschichtsträchtigen 9. November als den Tag, an dem sich die Geschehnisse seines Romans abspielen und ab und zu kreuzen und hebt somit seine Erzählung aus dem Alltäglichen ins Allgemeingültige, Prägende. Eine Preisverleihung für Literatur kreiert das Bindeglied mehrerer Schlaglichter auf verschiedene Biographie-Abschnitte, in die der Autor eintauchen lässt. Ein energiearmer Schriftsteller, der sich als Vater versucht, eine überehrgeizige Mutter, die als Influencerin um Aufmerksamkeit buhlt, Kulturschaffende und sich mit Kultur Schmückende, ein Politiker, der Gesundheitsminister wird und Verschwörungstheorien anhängt, dessen Sohn, der die Abgrenzung sucht, ein Virologe, der täglich einen Podcast sendet - sie alle versuchen ihr Leben zu Zeiten der Coronapandemie. Der ständige Wechsel der Perspektiven zeichnet eine Sozialstudie rund um den bürgerlichen Kulturbetrieb Berlins. Angereichert wird dieses Panorama durch Zaungäste, deren Rollen den gesellschaftlichen Rahmen nochmal genauer abstecken. So bekommen auch ungewollte Schwangerschaften und Immobilienhaie ein Gastspiel. Peters schreibt nüchtern und berichtend. Stellt man Bezüge zu bekannten Persönlichkeiten her, die eingangs als zufällig benannt sind, aber sich dennoch aufdrängen, lässt sich der Roman beinahe als Persiflage lesen. Entstanden ist eine Sozialstudie über eine sehr spezifische Zeit, die es dennoch schafft, kein Verfallsdatum zu haben.
Christine Vornehm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Krähen im Park
Christoph Peters
Luchterhand (2023)
317 Seiten
fest geb.