Macht
Nicht erst seit Aufdeckung der Missbrauchsfälle gibt es eine Diskussion über die Machtstrukturen in der katholischen Kirche. Eine Theologie der Macht oder eine selbstkritisch-nüchterne Machtreflexion in den verschiedensten Bezügen (z.B. Amt, Gemeindeleben, Gottesbild) fehlt jedoch oder ist nur in Ansätzen vorhanden. Anselm Grün möchte das ändern und mit seinem Buch dazu beitragen, einen positiv konnotierten, gleichzeitig problembewussten Machtbegriff in Kirche und Glaubensleben zu etablieren. Seine Überlegungen greifen Ansätze aus Psychologie, Pädagogik und Wirtschaftswissenschaften auf und verbinden sie mit Erkenntnissen aus der Bibelexegese und der systematischen Theologie. Zunächst widmet er sich der Macht Gottes in religionsgeschichtlichen, philosophischen und dogmatischen Zusammenhängen und geht dann zum Bereich der menschlichen Macht über. Das größte Kapitel beschäftigt sich mit Machtmissbrauch innerhalb und außerhalb der Kirche, vor allem in der Gemeindeleitung und im Umgang mit Lehre und Autorität. Den Abschluss bilden Überlegungen zum angemessenen Umgang mit Macht im persönlichen Kontext. Grüns Büchlein (120 Seiten) liest sich flüssig und versammelt einige wichtige Gedanken zum Thema, eine systematisch umfassende oder erschöpfende Abhandlung ist es aber nicht. Geeignet für alle, die einen ersten Einstieg in die Materie suchen oder Grüns Position kennen lernen wollen. Für größere Bestände.
Vanessa Görtz-Meiners
rezensiert für den Borromäusverein.
Macht
Anselm Grün
Vier-Türme-Verlag (2020)
120 Seiten
fest geb.