Die Attentäter
Die Nachbarskinder Cliff, Alain und Margarethe aus dem Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg stehen sich von klein auf sehr nahe. Margarethe, die Bodenständige, ist der Ruhepol für die beiden künstlerisch sehr begabten und expressiven Jungen. Alain ist ein sehr einfühlsamer Junge, der Cliff von ganzem Herzen liebt und stets versucht den Freund von Dummheiten abzuhalten. Cliff muss schon früh mit der Scheidung seiner Eltern und der Alkoholsucht des Vaters kämpfen. Er rutscht als Teenager in die Kleinkriminalität ab. Später wächst sein Selbsthass so sehr, dass er sich zum Rechtsextremen radikalisiert, bevor er ins andere Extrem umschwenkt und zum Islam übertritt. Zum ersten Mal scheint er Frieden zu finden. Doch die Phase währt nur kurz. Er trifft auf Hassprediger, denen er Glauben schenkt und sich in Syrien zum Selbstmordattentäter ausbilden lässt. Mit einem verzweifelten Plan und einer Gruppe Gleichgesinnter kehrt er nach Berlin zurück. - Dies ist ein wichtiges, ein gutes, aber auch ein sehr anspruchsvolles Buch zu dem aktuellen Thema "Radikalisierung". Die Autorin sagt selbst, dass sie keine Lösungsansätze geben kann und möchte, aber sie hat ein einfühlsames, aufwühlendes Buch geschrieben, das in seinen Beschreibungen des seelischen Zustands von Cliff, seiner Radikalisierung und dem Kampf seiner Freunde wirklich an die Nieren geht. Hier geht es um einen verzweifelten Menschen, der sich von der Welt verlassen fühlt und sich selbst nicht eingestehen kann und will, dass es Liebe und Zuneigung in seinem Leben gibt. Die Liebe seiner Freunde ist nicht genug, ihn vor der Katastrophe zu bewahren, aber sie ist am Ende stark genug, das Leben zu bewahren und zu feiern. - Ein sehr zu empfehlendes Buch für junge Erwachsene.
Stefanie Simon
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Attentäter
Antonia Michaelis
Oetinger (2016)
429 S.
fest geb.