Lichtspiel

Er wird als Star des deutschen Stummfilms gefeiert und ist zu Zeiten der Weimarer Republik eine lebende Legende: Regisseur Georg Wilhelm Pabst. Er steht links, er ist der „rote Pabst“. Mitten in Dreharbeiten in Frankreich steckt er, als die Nationalsozialisten Lichtspiel 1933 die Regierung übernehmen. Pabst folgt vielen Geistesgrößten ins Exil in die USA. Trotz vieler deutscher Größen (Produzenten, Regisseure, Schauspieler:innen) hat Hollywood nicht auf Pabst gewartet – hier ist er (beinahe) ein Niemand und das setzt ihm persönlich wie wirtschaftlich ernstlich zu. Als seine Mutter schwer erkrankt, entschließt sich Pabst zur Rückkehr nach Österreich. Eines Tages hat er eine Audienz bei Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, der ihm vorschlägt, doch wieder Filme zu drehen – ganz im Sinne der Reichsregierung. Kann Pabst dieses Angebot ausschlagen? Bestellt werden Propagandafilme, die die Massen unterhalten. Pabst träumt unterdessen von „Kunst“ und ein System, das alles aufs Durchhalten bis zum „Endsieg“ setzt, scheint ihm diese Möglichkeit zu bieten. Die Mittel scheinen unendlich zu sein, als Statisten werden Soldaten und KZ-Insassen eingesetzt … Wieder einmal widmet sich Erfolgsautor Daniel Kehlmann einem historischen Stoff. Wie viel an der Lebensgeschichte Pabsts nun Realität und Fiktion sind, bleibt offen. Sehr detailreich wird die Filmproduktion in den 1930er und 1940er-Jahren (beiderseits des Atlantiks) sowie das Leben der deutschen Exilanten erzählt. Viele Geistes- und Filmgrößen haben ihren Auftritt. Ulrich Noethen gibt vielen der Personen (inklusive Goebbels) eine eigene Stimme. Eine ungekürzte Lesung, die für mehr als zwölf Stunden Unterhaltung mit Anspruch sorgt. Sehr zu empfehlen.

Felix Stenert

Felix Stenert

rezensiert für den Borromäusverein.

Lichtspiel

Lichtspiel

Daniel Kehlmann ; Ulrich Noethen liest
argon edition (2023)

2 mp3-CDs (circa 740 min)
mp3-CD

MedienNr.: 616742
ISBN 978-3-8398-2082-7
9783839820827
ca. 30,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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