Die Bibliothek im Nebel

Das Graphische Viertel in Leipzig war einst das Zentrum der Buchproduktion in Europa – hier gab es Verlage, Schriftsetzer und Druckereien. Beststellerautor Kai Meyer kehrt an einen der Schauplätze aus „Die Bücher, der Junge und die Nacht“ (BP/mp 23/556) zurück. Erzählt wird auf drei Zeitebenen: Das Russland der Zaren ist dem Untergang geweiht und die revolutionären Kräfte werden immer lauter. 1917 flieht der junge Bibliothekar Artur aus Sankt Petersburg nach Leipzig. Dort kennt er die Verlegerfamilie Eisenhuth. Mit im Gepäck hat er ein geheimnisvolles Manuskript. An der Cote d'Azur hat er die Eisenhuths kennengelernt, es sind Freunde seiner Familie, die sich an der Küste ein riesiges Haus mit einer beeindruckenden Bibliothek haben bauen lassen. Seit Beginn des Krieges ist dieses Refugium allerdings unerreichbar. Jahre später, 1928, entdeckt die junge Liette die zurückgelassenen Gepäckstücke russischer Gäste auf dem Dachboden des familieneigenen Nobelhotels in Südfrankreich. Sie ist fasziniert vom Reichtum der früheren Gäste und deren Schicksal. Das ehemalige Heim der Familie Eisenhuth ist für sie immer in Sichtweite. Liette lässt das nicht los. In den 1950er-Jahren leitet sie die Geschäfte des Hotels und spürt weiter der Geschichte der Menschen nach, die sich vor Jahrzehnten hier getroffen haben. Für sie ist „Mara“ die Schlüsselfigur in der Geschichte: sie war Schwiegertochter der Eisenhuths und eine Freundin von Artur. Kann sie die Frau nach all der Zeit finden? Jede der zeitlichen Ebenen bekommt ihre eigene Stimme und Stimmung: Es lesen Fabian Busch, Luise Helm und Johann von Bülow. Wieder wird Meyers Begeisterung für Bücher, Verlage etc. deutlich. Dazu kommen wichtige Ereignisse aus der Geschichte des frühen 20. Jh.