Mein Bruder
Nach langer Zeit im Süden kehrt Jana nach Nordschweden zurück. Ihr Zwillingsbruder Bror lebt noch auf dem Hof der Familie. Während Janas Abwesenheit hat sich kaum etwas im Ort geändert: Geschildert wird eine ziemlich trostlose, deprimierende Welt ohne Zukunft und Perspektive. Die Alten werden immer älter und warten auf den Tod, viele der jungen Leute flüchten sich in den Alkohol. Jana erzählt in der Ich-Form von der Gegenwart und der grausamen Jugend: Während "Vattern" die Tiere auf dem Hof und seine eigenen Kinder quält und seine Tochter Jana missbraucht, sieht seine Frau ("Muttern") tatenlos zu und sucht ihr Seelenheil in der Religion. Als Jugendlicher bringt Bror den Vater um. "Muttern" ist inzwischen dement und lebt im Pflegeheim. Als Mitarbeiterin beim lokalen Pflegedienst kommt Jana in viele Häuser und trifft auf alte Bekannte. Auch hier erlebt sie Leid, Krankheit und Tod. Ihr Verhältnis zum Maler John ist schwierig, doch beide können nicht voneinander lassen. Immer wieder ist von "Maria" die Rede, sie soll die ältere Schwester der Zwillinge sein. Doch ihr Schicksal ist ein Geheimnis. Wie so vieles im Dorf, das totgeschwiegen wird. - In Schweden ist die dreiteilige Romanreihe von Karin Smirnoff äußerst erfolgreich. Themen sind Gewalt, Schuld und Vergebung. Nun ist der erste Band auf Deutsch erschienen. Die Lesung von Svenja Pages ist eher sachlich, selbst - physische wie psychische - Grausamkeiten werden beinahe emotionslos geschildert. Manchmal ist es kaum auszuhalten. Keine leichte Kost - daher nur eingeschränkt für größere Hörbuchbestände zu empfehlen.
Felix Stenert
rezensiert für den Borromäusverein.
Mein Bruder
Karin Smirnoff ; aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein ; mit Svenja Pages
audiolino (2021)
2 mp3-CDs (circa 569 min)
mp3-CD