Alt werden ist das Schönste und Dümmste, was einem passieren kann
Der Theologe und Soziologe hinterfragt stilistisch geschliffen den Stellenwert des Alters in der Konsumgesellschaft. Dabei wird die Situation der geburtenstarken Jahrgänge besonders ins Visier genommen. Der Verfall des Körpers werde hinter Programmen
für Fitness und Gesundheit kaschiert, Weisheit und Erfahrung in der Hetze der Leistungsgesellschaft bedeutungslos; schließlich würden die Alten in "die Hölle Pflegeheim" (S. 158) ausgelagert. Schönheit werde auf "Oberflächenästhetik (S. 97) der Modelwelt reduziert. - Bildhaft, messerscharf und eindringlich, z.T. prosaisch mit Quellen aus Literatur und Kultur zeichnet Gronemeyer ein Bild des Alters gezeichnet, das von Einsamkeit und Funktionalitätszwang geprägt ist. Eine Lösung liege in der "Auf-gabe", in der Gelassenheit des Lassen-Könnens (S. 180), nicht im Ignorieren des Alterns und Fitbleiben bis zur Endstation Pflege. Das Buch endet mit H. Hesses Gedicht "Stufen", "im Schönen und Schrecklichen, im Hellen und im Dunkeln" (S. 199). Themenorientiert sehr gut einsetzbar.
Karola Bartel
rezensiert für den Borromäusverein.

Alt werden ist das Schönste und Dümmste, was einem passieren kann
Reimer Gronemeyer
Ed. Körber-Stiftung (2014)
210 S.
fest geb.