Die Sehnsucht nach Licht
2019 führt Luisa Steiner im erzgebirgischen Schlematal Touristen durch das über 20 km ausgebreitete Bergwerk. Sie selbst und ihre Vorfahren hatten über fünf Generationen vom Bergbau gelebt. Zu Beginn wurde Kobalt geschürft, später erlebte Luisas
Familie die Blütezeit ihrer Heimat, als in der Kaiserzeit eine Radonquelle den kleinen Ort Oberschlema in einen Badeort verwandelte. Kurgäste aus aller Welt erhofften sich Heilung von allerlei Leiden vom radioaktiven Radonwasser, das dort therapeutisch eingesetzt wurde. Auch die Steiners profitierten bis in die DDR-Zeit hinein von den Sonderrechten, die die staatliche Wismut-AG ihren Bergleuten gewährte, die für das sowjetische Atomwaffenprogramm Uran abbauten. In zwei Handlungssträngen erzählt Naumann zum einen von der Arbeit im Bergbau. Zum anderen verknüpft sie die sukzessiv erzählte Familiengeschichte mit der Suche nach einem in den 1950er Jahren vermissten Bergmann der Familie, dessen Schicksal Luisa aufklären möchte. Beeindruckend realistisch beschreibt Nauman das Leben der Bergleute, deren Fachsprache sie ebenso mit einbezieht wie die jeweiligen gesellschaftspolitischen Umstände.
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.

Die Sehnsucht nach Licht
Kati Naumann
HarperCollins (2022)
413 Seiten, Karte
fest geb.