Schwarze Lügen
Die musisch begabte Melody verpatzt eine Orchesterprobe, weil ihr verhasster Stiefvater ihre Klarinette kaputt gemacht hat. Um Abstand zu gewinnen, fährt sie mit dem Bus raus aus der Stadt und landet durch Zufall im Haus des alten blinden Sönnichsen, der sie für seine Enkelin hält. Dann bemerkt sie, dass irgendwo unterwegs ihre Tasche vertauscht wurde und sie nun im Besitz von viel Geld ist, das aus einem Bankraub stammt. Sie weiß nicht, dass ihr Bruder Amadeus inzwischen verdächtigt wird, diesen Raub begangen zu haben. Der wirkliche Täter schreckt vor nichts zurück, um seine Beute wiederzubekommen, schließlich entführt er Soppy, die kleine Schwester der beiden Jugendlichen. Die Geschwister werden aber aufgrund ihrer schwarzen Hautfarbe viel zu lange verdächtigt, in die kriminellen Machenschaften verwickelt zu sein. Der wahre Täter nutzt den alltäglichen Rassismus vieler Menschen geschickt aus, um den Verdacht von sich abzulenken. - Aus der Sicht der unterschiedlichen Protagonisten erzählt Kirsten Boie einen aufregenden Thriller, der bis zum extrem spannenden Showdown spannend und abwechslungsreich bleibt. Dabei nimmt sie die oft unterschwelligen Vorurteile und den offenen Rassismus ins Visier und plädiert mit großem Engagement für mehr Achtsamkeit im Umgang mit Minderheiten. Dass ihre wirklich spannende Story nur durch eine Vielzahl eher unwahrscheinlicher Zufälle funktioniert, kann man ihr da fast ebenso verzeihen wie das doch reichlich überzeichnete optimistische Ende.
Angelika Rockenbach
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Schwarze Lügen
Kirsten Boie
Oetinger (2014)
415 S.
fest geb.