Der überflüssige Mensch
Man muss nur einige Phänomene aufzählen, um die Aktualität des Buches sofort zu erfassen: In fast allen Ländern der Welt steigt die Zahl der dauerhaft von festen Lohnarbeitsverhältnissen ausgeschlossenen Menschen. Arbeitslosigkeit und prekäre, schlecht bezahlte und befristete Arbeitsverhältnisse werden in immer mehr Ländern Normalität für große Teile der Bevölkerung. Die Digitalisierung vieler Dienstleistungen bringt im Einzelfall auch Fortschritte, aber die damit verbundenen gesellschaftlichen Opfer sind ebenfalls groß. Die immer schon vorhandene Schere zwischen Reichtum und Armut, zwischen Luxus und Lebensminimum klafft immer weiter auseinander. Der Autor beschreibt anhand vieler Beispiele aus der ganzen Welt, v.a. aber aus Europa, wie diese genannten Phänomene immer mehr unseren Alltag bestimmen. Vielleicht sind einige der ausgewählten Beispiele etwas krass gezeichnet, aber die von ihm beklagte Grundtendenz heutiger Lebens- und Arbeitsverhältnisse ist schwer zu widerlegen. Zu allgemein und appellativ fallen allerdings die vom Autor aufgezeichneten Auswege aus dieser Krise aus. Trotzdem ist das Buch als ein Anstoß für weitergehende Diskussionen sehr hilfreich.
Carl Wilhelm Macke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der überflüssige Mensch
Ilija Trojanow
Residenz-Verl. (2013)
Unruhe bewahren
90 S.
kt.