Sprechen lernen

Die deutschen Leser:innen lernen die preisgekrönte Autorin (u.a. "Falken", BP/mp 13/618, "Der Hilfsprediger", BP/mp 18/143) in dieser Sammlung von Erzählungen nun auf sehr persönliche Weise kennen. Alle Texte drehen sich um Kindheit und Jugend im Sprechen lernen düsteren Nordengland der Nachkriegszeit, handeln von armen, dysfunktionalen Familien und auch vom Bemühen, mit Hilfe der Sprache sozialen Aufstieg zu erlangen. Verschwundene Väter, Stiefväter, Halbgeschwister, Tanten und Cousinen, ein „kaputter Ort ohne Bäume …“, und wenig Liebe und Wärme prägen die Kindheit der Protagonisten. In „Eingeschläfert“ verschwindet der Hund der Protagonistin, als sie gerade begonnen hat, ihn zu lieben. In „Sprechen lernen“ zieht die Familie weiter in den Süden Englands, nachdem sich die finanzielle Situation gebessert hat. Nach dem Umzug sind nicht nur die Häuser, die Vorgärten und die Autos völlig anders. Auch die Sprache der 11-jährigen Erzählerin unterscheidet sich stark von ihrem Umfeld, sodass sie eine Außenseiterin bleibt, obwohl sie sich so sehr um Anpassung bemüht. Die Erzählungen bilden eine Ergänzung zu Mantels Autobiografie „Von Geist und Geistern“ (BP/mp 15/605). Eine wichtige Veröffentlichung zum ersten Todestag der Autorin, aber keine erfreuliche Lektüre.

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Sprechen lernen

Sprechen lernen

Hilary Mantel ; aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence
DuMont (2023)

156 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 616508
ISBN 978-3-8321-6816-2
9783832168162
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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