Spiegel und Licht
Nach der Hinrichtung Königin Anne Boleyns 1536 ernennt Heinrich VIII. Thomas Cromwell zum Lordsiegelbewahrer und damit zum zweitmächtigsten Mann Englands. Jane Seymour, die dritte Frau des Königs, schenkt diesem den lang ersehnten Thronfolger. Leider stirbt sie kurz nach der Geburt. Cromwells letzte vier Lebensjahre sind damit gefüllt, England gegen sich verbündende Feinde im Ausland zu schützen, die Kirche zu reformieren und Aufstände im eigenen Land zu unterdrücken. Als er die letztlich unglückliche Ehe Heinrichs mit Prinzessin Anna von Kleve arrangiert, verliert er die Gnade des Königs und seine intriganten Erzfeinde gewinnen die Oberhand, was zu seiner Hinrichtung führt. - In durchgehendem Präsens ist der Roman in personaler Erzählform aus der Perspektive Thomas Cromwells geschrieben. Hierdurch kommt der Leser auch der menschlichen Seite des sonst so emotionslosen, aber stets loyalen Staatsmannes näher. Genauso wie durch seine Rückblicke in die Kindheit und Jugend in armen Verhältnissen. Eine kleine Schwäche liegt vielleicht in der Fülle an Figuren, die anfangs etwas verwirren können. Hier hilft das Personenverzeichnis am Ende des Buches. Im Laufe der Geschichte wird diese jedoch immer fesselnder, was sie jeder Mühe wert macht. - Für historisch interessierte, anspruchsvolle Leser und natürlich für jede Bücherei, die die ersten beiden Bände bereits hat ("Wölfe", BP/mp 11/120, "Falken, BP/mp 13/618), unbedingt empfohlen.
Nicole Lorrig
rezensiert für den Borromäusverein.
Spiegel und Licht
Hilary Mantel ; aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence
DuMont (2020)
1097 Seiten
fest geb.