Das Philosophenschiff

Die sehr erfolgreiche Architektin Anouk Perlemann-Jacob blickt auf ihr 100 Jahre langes Leben zurück. Sie möchte einen Schriftsteller beauftragen, ihre Romanbiografie zu verfassen. Sie lädt ihn zum Kaffee ein und beginnt mit ihrer Erzählung. Geboren in Sankt Petersburg, wächst sie als Tochter einer großbürgerlichen Familie auf. Sie ist 14 Jahre alt, als sie unmittelbar erleben muss, wie das bolschewistische Regime die „Intellektuellen“ aufs Korn nimmt. Auch Anouks Familie wird verfolgt und muss aus der Villa in ein Mehrfamilienhaus ziehen. Die alte Dame erzählt von ihrer naiven kindlichen Distanz, die sie zwar die Schrecken der Revolution wahrnehmen, aber nicht verstehen lässt. Letztlich gehört ihre Familie zu einer Gruppe, die per Schiff ins Ausland deportiert wird. Kaum einen Tag auf dem Finnischen Meerbusen, wird die Reise gestoppt, ein weiterer Passagier kommt an Bord. Der im Rollstuhl sitzende Mann wird isoliert untergebracht, bis er auf hoher See einfach über Bord geworfen wird. Niemand erfährt davon, bis auf Anouk, die einen Weg fand, dem Passagier zuzuhören, der ihr seine Version der russischen Revolution erzählt. Michael Köhlmeier bannt mit seiner fast hypnotischen Stimme die Zuhörer:innen vom ersten Wort an. Gleich seinem fiktiven Romanautor verspinnt er reale geschichtliche Fakten kongenial mit seinem ausgedachten Stoff. So gab es zum Beispiel die sog. „Philosophenschiffe“ tatsächlich und als Vorlage für die Erzählerin hat Köhlmeier Biografisches aus dem Leben der Architektin Margarete Schütte-Lihotzky verarbeitet. Das Hörbuch ist allen Büchereien zu empfehlen, erfordert jedoch aufgeschlossene, interessierte und geduldige Zuhörer:innen.