Der Tod des Odysseus
Der griechische Dramaturg, Geschichtenschreiber und Krimi-Autor Markaris ist ein moderner europäischer Weltbürger, dem aber die Probleme zwischen den Nationen nicht fremd sind. Das kommt in den vorliegenden Geschichten zum Ausdruck: die Protagonisten
leben in Griechenland, Deutschland oder der Türkei, und immer spielen die gegenwärtigen oder auch vergangenen Konflikte zwischen den Kulturen eine wichtige Rolle. Obwohl es immer einen kriminalistischen Plot gibt, leben die Erzählungen hauptsächlich von der Vielfalt der Figuren und Schauplätze, von den persönlichen Geschichten, die jeder mit sich trägt. Da ist der griechische Tuchhändler in Istanbul, der in dritter Generation ein Familienunternehmen führt, aber immer noch von den Alteingesessenen mit Misstrauen bedacht wird oder sogar für politische Einstellungen des Großvaters zur Rechenschaft gezogen wird. Oder der türkische Pensionär in Bergkamen, dessen bester Freund von den eigenen Landsleuten ermordet wird, weil er eine unabhängige Moschee bauen will. - Markaris gelingt es sehr gut, sensibel zu machen für Schwierigkeiten im Umgang miteinander, die zum Teil auch aus der Geschichte erwachsen sind. Ein leiser, etwas versteckter Humor blitzt immer wieder hervor und gibt den Erzählungen eine besondere Würze. Für alle Büchereien. (Übers.: Michaela Prinzinger)
Ulrike Braeckevelt
rezensiert für den Borromäusverein.

Der Tod des Odysseus
Petros Markaris
Diogenes (2016)
213 S.
fest geb.