Juni 53
Dresden im Sommer 1953. Viele Menschen sind unzufrieden und verlassen die junge DDR. Auch Max und Karin Heller erwägen die Flucht in den Westen. Als es am 17. Juni zu großräumigen Protesten kommt, wird Oberkommissar Max Heller zum VEB Rohrisolation
gerufen: Der Leiter wurde mit Glaswolle erstickt. Ein Lynchmord durch die Aufständischen? Heller hat einen ganz anderen Verdacht und sucht inmitten der politischen Wirren einen unberechenbaren Mörder. - Ein sehr ergreifender Kriminalroman - wobei die Tat nicht im Mittelpunkt steht. Der Leser wird in die Zeit von 1953 hineinversetzt. Diese unruhige politische Zeit in der DDR, das Hoffen, dass der Täter trotz der insgesamt ungerechten politischen Situation gestellt und entsprechend bestraft wird. Mitfühlend ist die persönliche Gefühlslage von Max Heller und seiner Frau (die Zerrissenheit im Privaten auch mit Blick auf die zwei Söhne), sowie die Beschreibung, wie alle, die nicht in der Partei waren, schlicht übergangen werden. Die Ideologie als treibende Kraft bei der Führungselite kommt gut zum Ausdruck. Als Krimi, der auch Zeitgeschichte vermittelt, sehr empfehlenswert.
Claudia John
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Juni 53
Frank Goldammer
dtv (2020)
dtv premium
361 Seiten
kt.