Meine Mutter, ihre Katze und der Staubsauger
Wer die Geschichten in Wladimir Kaminers Buch liest, der beginnt zu verstehen, welch inniges Verhältnis der Autor zu seiner Mutter hat und mit welch staunendem Befremden er dennoch ihre Eskapaden begleitet. Sei es deren neu entfachtes Leben nach dem
Tod des Vaters, ihre mehr als surrealen Träume, die Begeisterung für Horrorgeschichten und Katastrophen, ihre übermäßige und oft erdrückende Fürsorge, ihren seltsamen Musikgeschmack, das zweifelhafte Verhältnis zu bereits verblichenen Verwandten und vieles andere mehr. Mit sarkastischem Humor kommentiert der Autor den früheren und bis heute wenig veränderten, teils abstrusen Alltag seiner russischen Heimat und scheut sich auch nicht, aus wohltuender Distanz heraus und mit durchaus kritischem Unterton, die derzeitigen politischen Zustände in Russland aufs Korn zu nehmen. Man spürt bei Kaminer, wie immer wieder sein originär jüdischer Witz durchschlägt und so dieses Buch in allen Facetten zu einem Lesevergnügen macht. - Allen Beständen sehr zu empfehlen!
Josef Schnurrer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Meine Mutter, ihre Katze und der Staubsauger
Wladimir Kaminer
Manhattan (2016)
250 S.
fest geb.