Linda Wolfsgruber wird für ihr Buch »sieben« mit dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2024 ausgezeichnet. Mit diesem Buch habe Wolfsgruber eine künstlerische Neuinterpretation der biblischen Schöpfungsgeschichte vorgelegt, »bei der sie Mythos und Wissenschaft harmonisch sanft miteinander vermengt«, schreibt die Jury in ihrer Begründung. »Die Zahl sieben ist dabei sowohl inhaltliches wie auch dramaturgisches Konzept: Jeder der sieben Tage wird in je sieben ausdrucksstarken Bildern dargestellt. Einfache, fast monochrome Collagen und wilde Pinselstriche verwandeln sich nach und nach zu Tier- und Pflanzenbildern, die in ihrer Anmutung an frühmenschliche Höhlenmalerei erinnern, bis hin zu feinen, komplexen und auch in ihrer Technik diffizilen und detailreichen Gemälden. Begleitet von Texten verschiedener Bibelübersetzungen der Genesis.«
Wolfsgruber leitet ihr Buch mit der schlichten und doch zentralen Erkenntnis »Weil sie uns anvertraut ist« ein und stellt damit eine Verbindung her zwischen Schöpfungstheologie und gesellschaftlichem Diskurs. Die Jury lobt, dass durch diese Einbindung und Wolfsgrubers große Kunstfertigkeit eine breite Auseinandersetzung mit »sieben« möglich sei. »Sie reicht von einer niederschwelligen Erstbegegnung mit dem Biblischen Schöpfungsmythos bis hin zu einer intensiven theologischen Auseinandersetzung, von einer kulinarischen Bildbegegnung zu einer künstlerisch-intellektuellen; und ermöglicht die Einbindung des Buches in einem säkularen Umfeld gleichermaßen wie in ein multireligiöses.«
Linda Wolfsgruber bedankte sich für die Entscheidung: „Ich freue mich von ganzem Herzen über diesen wunderbaren Preis und danke der Jury, die meine Arbeit so geschätzt und gewürdigt hat.“
Aus Sicht der katholischen Büchereiarbeit sollte man noch hinzufügen, dass dieses ausgezeichnete Buch eben nicht nur künstlerisch und theologisch wertvoll ist, sondern Kinder und Erwachsene gleichermaßen fesselt und zur Entdeckungsreise in die Schöpfung einlädt. Oder in den Worten unserer Rezensentin: »Leser:innen und Betrachter:innen aller Generationen können hier (noch über den Text hinaus) eine Vorstellung der Genesis entwickeln, die das eigene Verhältnis zur Welt, zur Natur und menschlichen Gemeinschaft und letztlich zum Schöpfergott prägen werden.«
Zur Jury gehören außer Weihbischof Brahm auch Dr. Agnes Blümer (Literaturwissenschaftlerin Arbeitsstelle für Kinder- und Jugendmedienforschung, Bonn), Prof. Dr. Norbert Brieden (Religionspädagoge Universität Wuppertal), Marlene Fritsch (Lektorin und Autorin, Trier), Kerstin Fuchs (Leitung Jugendhilfezentrum Johannesstift, Wiesbaden), Dr. Theresa Kohlmeyer (Leitung Abteilung Liturgie und Glaubenskommunikation im Bistum Essen), Bettina Kraemer (Leitung Lektorat Borromäusverein e. V., Bonn), Dr. Heidi Lexe (Leitung Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur Stube, Wien), Dr. Claudia Maria Pecher (Leitung Landesfachstelle für Büchereiarbeit und Präsidentin der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, München) und Prof. Dr. Markus Tomberg (Religionspädagoge, Theologische Fakultät Fulda).
Die Preisverleihung findet am 16. Mai 2024 im Erbacher Hof in Mainz statt.
(Mit Material der Deutschen Bischofskonferenz)
sieben
Das erste Buch Mose, die Genesis, gehört zu den ältesten und in unserem Kulturkreis bekanntesten Schöpfungsmythen. Die Erzählung von der Entstehung der Welt in sieben Tagen birgt wirkmächtige Bilder: das Chaos, die Teilung von Tag und Nacht, von Meer und Land und die Erschaffung alles Lebendigen haben sich in unser kulturelles Gedächtnis eingeschrieben. So liegt es nahe, diese Erzählung auch in Bilder zu fassen, die die Vorstellungskraft unterstützen. Mit diesem Bilderbuch wurde der Versuch unternommen, die Imagination in Bahnen zu lenken, die dem Text gerecht werden können – und dies ist geglückt. Es sind Blätter, die sich von expressiver Abstraktion hin zu fein detaillierter Gegenständlichkeit entwickeln. Tag für Tag wird der Fortgang der Ereignisse in seitenumspannenden Bildern in Szene gesetzt und als stetige Formgebung dargestellt. Hier präsentieren sich außergewöhnlich schöne "Welt-Bilder", die eine prägnante ästhetische Erfahrung bereithalten. Leser:innen und Betrachter:innen aller Generationen können hier (noch über den Text hinaus) eine Vorstellung der Genesis entwickeln, die das eigene Verhältnis zur Welt, zur Natur und menschlichen Gemeinschaft und letztlich zum Schöpfergott prägen werden.
Dominique Moldehn
rezensiert für den Borromäusverein.
sieben
linda wolfsgruber
Tyrolia-Verlag (2023)
[unpaginiert] : farbig
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 7
Auszeichnung: Religiöses Kinderbuch des Monats
Linda Wolfsgruber
Mit Linda Wolfsgruber zeichnet die Jury des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises eine Künstlerin aus, die seit mehr als 40 Jahren Bücher illustriert und sich dabei immer wieder mit religiösen Themen beschäftigt hat. Wolfsgruber schenke Kinder (und, so muss unbedingt hinzugefügt werden, auch Erwachsenen) „das Glück von Bildern, die sie in Träume ziehen, das Herz weiten und kostbare innere Zustände spürbar machen“, wie es in der Begründung für den Christine-Nöstlinger-Preis heißt, der Linda Wolfsgruber 2022 zugesprochen wurde.
Sie wurde 1961 in Bruneck in Südtirol geboren und lebt heute in Wien. Sie machte eine Ausbildung zur Schriftsetzerin und Grafikerin und absolvierte die „Scuola del Libro“ in Urbino (Italien). Seit 1986 illustriert sie Kinderbücher, inzwischen mehr als 70, die in 17 Sprachen übersetzt wurden. Die formale Ausbildung in Kunst zeigt sich in der technischen Kompetenz und Kreativität ihrer Illustrationen, die für ihre Kreativität und Tiefe gefeiert werden. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis sowie den schon erwähnten Christine Nöstlinger Preis 2022.
Silke Rabus bescheinigt ihr im Lexikon der Illustration im deutschen Sprachraum seit 1945 (zitiert nach Wolfsgrubers Webseite), dass ihre stilistische Breite ihresgleichen suche. Und weiter schreibt sie: Ihre „bemerkenswerte Experimentierfreude bringt gegenständliche wie abstrakte Kunstwerke von höchster Raffinesse hervor; bezaubernde, humorvolle, verwirrende und abgründige Illustrationen, die vor allem eines belegen: Linda Wolfsgrubers Lust am Spiel mit Assoziation und Variation.“
(Mit Material von wikipedia, www.lindawolfsgruber.at und der Deutschen Bischofskonferenz)
Empfehlungsliste
Die Jury des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises hat zeitgleich mit dem Preisbuch auch die Empfehlungsliste 2024 veröffentlicht. Darunter sind »Toffee« von S. Crossan, »Fürs Leben zu lang« von N. Huppertz sowie »Franz von Assisi« von A. Prinz.
Das Lektorat des Borromäusvereins stellt diese Titel im Folgenden mit medienprofile-Rezensionen vor.