Los, komm schon, und mach mit!
Antje Ehmann
Bilder- und Kinderbücher, die zusätzliche Ideen und Anregungen liefern, wie man die Kinder aktiv mit einbeziehen kann - davon gibt es erstaunlich viele. Aber auch schon während des Vorlesens können alle mitmachen. Klappen öffnen, Fragen beantworten oder Geräusche imitieren. Antje Ehmann hat sich umgeschaut und acht sehr unterschiedliche Titel gefunden. Dazu gibt es von den Autorinnen direkt Workshopideen für Ihre Veranstaltungsarbeit mit Kindern. Zu allen Titeln liegen Katalogisate vor.
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Antje Ehmann
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Bloß nicht mitmachen? - nein, die beiden Pappbilderbücher von Ralf Butschkow tragen die Titel Bloß nicht öffnen! und Bloß nicht schüttteln! Geschickt wie ein Magier führt der Berliner Künstler die Kinder und die Erwachsenen durch sein energiegeladenes Buch und mitten durch eine Menge lustig ausschauender Tiere. Er punktet mit tollen Ideen, ordentlich Tempo und etlichen Überraschungen. „Gereizt hat mich an der Aufgabe, gleichzeitig zu der Geschichte einen interaktiven Part mit einbauen zu müssen. Wobei das erste eher reinen Spielcharakter hat, und das zweite durch die Benennung und Zuordnung der Farben zusätzlich noch einen Lerneffekt bekommt,“ so Butschkow.
Ebenfalls in Pappformat gekleidet kommt das zweite Werk von Jörg Isermeyer daher. Nach Ene, mene, Eierkuchen hat er nun mit Raphael Kolly einen anderen Illustrator an seiner Seite. Aber ums Essen, besser gesagt, um das Lieblingsessen zahlreicher Kinder schlechthin geht es wieder. Diesmal sind es Nudeln in allen möglichen Varianten. Und auch hier spielt die Magie mit in die kurzweilig gereimte Geschichte hinein und erinnert an Goethes berühmte Ballade vom Zauberlehrling. „Hokuspokus Nudelstrudel" sollte unbedingt den Kindern wieder einen Mitmachaspekt bieten. So habe ich mich an meine Vorlieben als Kind und an die meines Sohnes für die Labyrinthe in den Rätselheften erinnert,“ erzählt Isermeyer. Und tatsächlich ist eine Nudel gelber als die anderen und kann gut mit dem Finger nachgezeichnet werden.
Und ums Essen geht es ein drittes Mal. Herr Max und die schlaue Maus setzt aber auf einen anderen Mitmacheffekt. Hier nun können die Kinder Türen und Klappen öffnen, um so der Maus den Fluchtweg zu ebnen. Denn die ist - ehe sich Herr Max versieht - auf und davon mit der Köse-Köstlichkeit. „Ich stand, glaube ich, noch unter dem Einfluss der „Tom&Jerry“ Trickfilme, die ich als Kind sehr geliebt habe“, erinnert sich Daniel Fehr. „Die Kinder dürfen aktiv ins Geschehen eingreifen und das funktioniert selbst beim wiederholten Vorlesen,“ ergänzt der Schweizer Autor noch. Isabel Große Holtforth verleiht der Verfolgungsjagd die nötige Dynamik und der Maus ihr keckes Gesicht. Das doppelte Happy-End erfreut dann sicher auch die Kinder, die so gut mitgemacht haben.
Viel an Aktivität und Spaß am Mitmachen fordert auch Katja Alves in ihrem neuen Bilderbuch 10 kleine Eulen wollen nicht schlafen. Andrea Stegmaier entwirft und illustriert dabei die Baumwohnung der Eulenfamilie in warmen Farbtönen so charmant, dass man die Illustrationen wieder- und wieder anschauen möchte. Und da das Mitmachen so unterhaltsam ausgedacht ist, geht das ja auch! Doch was ist passiert? Die 10 kleinen Eulen habe an diesem Abend keine Mama, die sie zu Bett bringt. Jetzt kann das Kind den Part übernehmen und den Eulenkindern helfen. „Ich mache viele Lesungen und da ist es mir immer ein Anliegen, dass die Kinder involviert sind. Hier nun fand ich den Perspektivwechsel spannend. Das Kind ist plötzlich für das ins Bett bringen zuständig und schlüpft in die Rolle der Erwachsenen,“ so Katja Alves. Und da gibt es viel zu tun.
Viele Geräusche machen können Kinder, wenn sie sich mit Spinne spielt Klavier beschäftigen. Eine weitere Möglichkeit, aktiv zu sein und sich auszuprobieren! Denn bei manchen Geräuschen muss man schon etwas suchen, bis man weiß, wie man sie nachmacht. „Ich hatte recht früh klar definiert, was das Buch sein sollte: Ein Buch über Geräusche zum Mitmachen - ohne Worte. Im Laufe des Entstehungsprozesses kam mir dann die Idee mit den verschiedenen Arten der Gegenüberstellung auf den Doppelseiten,“ so Benjamin Gottwald. Und tatsächlich enthalten diese Kombinationen enormes Potential. Lachmöwen und Kinderlachen ist nur ein Beispiel dafür, was der Hamburger Künstler gegenüberstellt. Eine reiche Fundgrube jedenfalls und 160 Seiten voller Überraschungen, wenn man den Kinder damit ausreichend Raum und Zeit lässt.
Unter anderem um den Zahlenraum und um die Zahlen in Verbindung mit Gedichten von Josef Guggenmos - kümmert sich Sabine Kranz in Zahlenspektakel von Null bis unendlich - einem großformatigen, bunten und wimmeligen Mitmach-Sachbilderbuch. Und auch hier kann man kaum anders als begeistert sein, denn Kinder, die von sich aus schon großen Spaß daran haben, zu zählen, werden hier rundum angeregt. „Ausgangspunkt war das Gedicht mit den sieben Räubern. Daraus haben meine Lektorin Sabine Schweitzer und ich ein Konzept für ein Zahlenbuch entwickelt, das sinnlich, spielerisch und alltagsbezogen Lust auf Zahlen machen soll,“ so die Frankfurter Illustratorin. Und so sehen wir etwa die Doppelseite mit einer Straßenszene und vielen Zahlen - Hausnummer, Fußballergebnis in der Tageszeitung und Buslinie - denen Kindern auch in ihrem Alltag begegnen. Mit Eintrittskarte geht es so einmal bis zum Mond und zurück - mit dabei im Gepäck sind dann viele, neue Zahlenerlebnisse. Grandios!
Nicht bis zum Mond, aber quasi einmal rund um den Erdball entführt und das Autorinnenduo kulinarisch mit ihrem Werk Die Welt schmecken und entdecken - Eine kulinarische Weltreise für Kinder. Spaß am Mitmachen in der Küche haben Kinder oft. Vor allem, wenn es so tolle Rezepte sind, wie in diesem grenzüberschreitenden Werk. Pancakes, brasilianische Käsebällchen oder französischer Kirschkuchen - ein Rezept so gut wie das andere. Um warum nicht einmal beim nächsten Sommerfest in der Bücherei neue Rezepte ausprobieren? 13 Kinder haben mitgemacht, den Fragebogen ausgefüllt und so auch über ihre Essgewohnheiten nachgedacht. „Für mich hat die Arbeit an dem Buch eine gute Möglichkeit geboten, mich mit den sprachlichen, kulturellen, geschichtlichen und sozialen Besonderheiten verschiedener Weltregionen auseinanderzusetzen,“ so die Illustratorin Stephanie Marian.
Ein Kinderspiel, bei dem eigentlich immer gleich alle mit dabei sind, ist Verstecken spielen. Finde Ferdi greift das in erfrischender Art und Weise auf, so dass es ein großer Spaß ist, den Brillenbären zu suchen. Irgendwie ist er doch immer zu sehen, aber dann klappt es endlich! Die aufklappbare Doppelseite ist wie immer sehr effektvoll und Mike Bolt versteht es, die Betrachter mit seiner Hauptfigur zu amüsieren. Schon auf dem Cover muss man lachen, versucht Ferdi sich doch, hinter den viel zu schmalen Buchstaben zu verbergen. „Die augenzwinkernden Anweisungen an Ferdi, die anspornen, ohne dabei zu entmutigen, haben mir beim Übersetzen am meisten Spaß gemacht,“ so Silke Pöppel, die den Ton genau getroffen hat.
„Auf geht’s!“ - das passt auch zu allen anderen hier vorgestellten Mitmachbüchern, mit denen es den Kinder vor allem eines nicht wird - langweilig!
Workshop-Ideen für Ihre Veranstaltung:
Bloß nicht öffnen! Bloß nicht schütteln!
Für „Bloß nicht schütteln!“ könnte ich mir vorstellen, dass nach dem Vorlesen die Farben nochmal abgefragt und zugeordnet werden. z.B. : "Welche Farbe hat das Eichhörnchen?“ Bei der richtigen Antwort würde dann die Aufgabe zusätzlich darin bestehen, Pappen/Schilder in der jeweiligen Farbe aus einem Sortiment herauszusuchen, oder alternativ mehrere Gegenstände in den jeweiligen Hauptfarben aus einem großen Korb herauszufischen: eine gelbe Quietscheente, ein grüner Stofffrosch, ein rotes Feuerwehrauto oder ein blauer Plastikwalfisch.
Hokuspokus Nudelstrudel
Meine erste Lesung vor Krippekindern mit dem Pappbilderbuch inklusive Bilderbuchkino hatte ich schon. Da haben sie dann den Weg der Nudel auf der Leinwand alle gleichzeitig mit den Fingern in der Luft verfolgt. Daraus wurde dann ein großer ‚Finger-Wirbel-Luftnudel-Tanz‘.
Herr Max und die schlaue Maus
Wenn Kinder schon gut mit der Schere umgehen können: mit Papier und eigenen Zeichnungen selbst Aufklapp-Situationen basteln oder einen Parcours durch die Bücherei bauen - mit Plüschtieren als kleinen Helferchen - und die Geschichte dann gemeinsam nachspielen.
10 kleine Eulen wollen nicht schlafen
Eine Idee, die ich schon ausprobiert habe: Auch Hugo-Fledermaus mag noch nicht schlafen. Er würde gerne eine Geschichte hören. Leider fällt seinem Papa keine ein. Kannst du ihm eine Geschichte erzählen, malen etc.? Am besten eine Geschichte mit Fledermäusen (hier kann natürlich alles eingesetzt werden: Fledermäuse, Dinos, Einhörner oder was immer), die mag sie am liebsten.
Spinne spielt Klavier
Zuerst zeigt man den Kindern sehr kurz das Buch und kommt dann gleich ins Mitmachen der Geräusche rein. Erste Aufgabe: das Lieblingstier, und die Geräusche die es macht, zweite Aufgabe: das leiseste Geräusch, dritte Aufgabe: das lauteste Geräusch. Je nach Zeit könnte man auch noch nach dem lustigsten oder nach dem Lieblings-geräusch der Kinder fragen.
Zahlenspektakel. Von Null bis unendlich
Mein eindeutiger Gedichtfavorit für einen Workshop mit Kindern wäre
‚Das Waldhaus (mit Begleitmusik)‚ von Josef Guggenmos. Da können die Kinder super mitmachen. Die Ideen werden ja nach den Gedicht-zeilen gleich mitgeliefert: trappeln, heulen, Zähneklappern, pfeifen …
Die Welt schmecken und entdecken - Eine kulinarische Weltreise für Kinder
Tatsächlich halte ich die gemeinsame Zubereitung und den Verzehr der vorgestellten Speisen und Getränken für ideal. Einfach ein kleines, buntes Menü aus einigen Ländern zusammenstellen. Während des Essens kann aus dem jeweiligen Land etwas vorgelesen werden, um miteinander ins Gespräch zu kommen, oder Musik gehört werden. Es hängt natürlich von den räumlichen Gegebenheiten ab, aber wenn möglich, würde ich Außenbereiche miteinbeziehen. Da kann man auch schön kreativ werden!
Finde Ferdi
Man könnte die Kinder fragen, welche guten Verstecke sie kennen und welche Tipps sie für Ferdi haben. Im Anschluss daran startet man eine große Verkleidungsaktion, in der die Kinder ausprobieren können, sich wie Ferdi so gut wie möglich zu tarnen. Aus einer großen Kiste suchen sie sich dazu ihre Lieblingsverkleidung aus, inklusive Accessoires wie falsche Schnurrbärte, Brillen, Hüte, Perücken usw. . Jedes Kind kann dann am Ende ein Foto von sich in „perfekter“ Verkleidung mit nach Hause nehmen.